Jobsharing wird zunehmend sowohl von Beschäftigten als auch von Wiedereinsteigern nachgefragt. Im Jahre 2009 praktizierten schon mehr als 20 Prozent der deutschen Unternehmen Jobsharing, 2003 waren es erst neun Prozent, wie eine Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) ergab. Diese Arbeitszeitform ist eine Win-Win Situation für beide Seiten: Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Sie ist nicht nur eine Aufteilung eines Arbeitsplatzes in zwei Stellen; es macht Vollzeitstellen teilbar, die es bislang nicht waren. Die Arbeitszeitform des Jobsharings beinhaltet eine arbeitszeitliche Selbstbestimmung, Teilzeitarbeit in verantwortungsvollen Positionen, Einsetzbarkeit der Jobpartner nach Stärken und noch viele weitere Vorteile macht das Jobsharing zu einem wichtigen Arbeitsmodell.

In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage: Inwieweit finden sich schon Jobsharing-Angebote auf dem deutschen Stellenmarkt? Wie sieht das Angebot von Jobsharing Positionen gegenwärtig aus? Eine aktuelle Analyse wurde vor kurzem (Ende Juli 2016) von Joblift  – eine Metasuchmaschine für aktuell mehr als 1.000.000 Jobs aus über 100 Partnerjobbörsen – durchgeführt.

Jobsharing – Aktuelle Angebote auf Jobbörsen

Joblift untersuchte die aktuell veröffentlichten Stellenanzeigen nach Jobsharing-Angeboten auf dem deutschen Stellenmarkt. Aktuell werden 159 Jobanzeigen mit der Möglichkeit eines Jobsharings ausgeschrieben, das einen Anteil von 0,01% aller Stellen (insgesamt 1.156.380) hat. Veröffentlicht wurden zwar sehr wenige Jobsharing-Stellenanzeigen, die aber monatlich um rund 70% ansteigen und vor allem (zu insgesamt 44%) an Mediziner, Ingenieure, IT-Spezialisten sowie Verwaltungsangestellte adressiert sind. Obgleich hier ein relativ geringes Jobsharing-Angebot besteht, ist allerdings ein starker Anstieg dieser Stellen gegenüber dem Vorjahr zu konstatieren, deren Anteil 15-mal so hoch ist (9 neu veröffentlichte Anzeigen im Juli 2015 versus 137 im Juli 2016) – bei einer durchschnittlichen monatlichen Wachstumsrate von 69%.

Vergleicht man diese Jobsharing-Quote mit anderen Arbeitszeitformen, so kommen Teilzeitstellen auf 11%, flexible Arbeitszeitregelungen auf 2% und Homeoffice auf 0,3 Prozent aller aktuellen Jobanzeigen.

 

Infografik_Jobsharing

 

Jobsharing findet sich hauptsächlich in Bereichen mit hohem Fachkräftemangel wie Medizin, IT und Ingenieurwesen sowie in der Verwaltung. Betrachtet man die ausgeschriebenen Stellen, so lässt sich erkennen, dass es sich vor allem um hoch qualifizierte Positionen handelt. Dazu zählen die Ärzte aller Fachrichtungen, hauptsächlich aber Internisten, die mit 24 Stellen den ersten Platz einnehmen. Daran schließen sich die Ingenieure mit 16 Stellen sowie IT-Spezialisten mit 15 Stellen an, wie aus der Pressemittteilung hervorgeht.

In diesem Zusammenhang sind noch die Verwaltungsangestellte und Sachbearbeiter zu nennen, die auch über eine hohe Stellenanzahl von 15 verfügen.

Zu den Branchen, die dieser Arbeitszeitform am ehesten offen gegenüberstehen, zählen die Behörden und gemeinnützigen Einrichtungen mit 32 veröffentlichten Stellenanzeigen (20%), der Handel mit 22 (14%) und das Gesundheits- / Sozialwesen mit 18 Stellenanzeigen.

 

Die Arbeitsplatzteilung gibt es nicht erst seit einigen Jahren. Anfang der 80er Jahre stand die Arbeitszeitform der Arbeitsplatzteilung, besser bekannt unter dem Begriff „Jobsharing“ in der öffentlichen Diskussion in Deutschland. Sie kam aus den USA und wurde vor allem unter dem arbeitsrechtlichen Aspekt diskutiert. Bereits während meines Studiums der Diplom-Wirtschaftswissenschaften habe ich mich mit dem Jobsharing beschäftigt und dieses Thema für meine Diplomarbeit mit dem Titel „Job-Sharing – rechtliche, einzel- und gesamtwirtschaftliche Aspekte“ gewählt. Da mein Interesse an dieser Arbeitszeitform wuchs, führte ich bereits in den 90er Jahren Teilzeitstellenanalysen auf dem deutschen Arbeitsmarkt durch. Das Ziel dieser Analysen bestand darin, festzustellen, in welchem Umfang schon qualifizierte bzw. hochqualifizierte Teilzeit von den Arbeitgebern angeboten wurde. Ein besonderes Interesse galt auch dem Jobsharing.

 

Teilzeit-Stellenmarkt in den 90er Jahren

Für die Teilzeitstellenanalyse wurden damals die beiden überregionalen Printmedien „Frankfurter Rundschau“ (FR) und „Süddeutsche Zeitung“ ausgewählt, weil beide über einen sehr großen Stellenmarkt verfügten. Die Analyse für das Jahr 1991 lieferte erste Ergebnisse. Nach einem 5-Jahreszeitraum wurde erneut – 1996 – eine Analyse in diesen beiden Zeitungen erstellt, die Aufschluss geben sollte, in welcher Hinsicht der Teilzeitarbeitsmarkt verändert und entwickelt hat. In diesem Zeitraum wurden ca. 13.000 qualifizierte Teilzeitstellen ausgewertet. Unter qualifizierte Teilzeitstellen werden Jobs verstanden, die eine Berufsausbildung voraussetzen und sozialversicherungspflichtig sind.

anzahl_1991_1996

Die qualifizierten Teilzeitpositionen wurden nach den Berufsgruppen analysiert, wobei es sich fast ausschließlich um Dienstleistungsberufe handelte. Der drastische Rückgang um 38,0 Prozent lag zum einen bei jenen Berufsgruppen, die einen starken Anstieg der geringfügigen Beschäftigungen zu verzeichnen hatten. Zum anderen könnte auch der Online-Stellenmarkt teilweise dafür verantwortlich sein, der sich Mitte der 90er Jahre zunehmend entwickelte.

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Den größten Rückgang verzeichneten die folgenden Berufsgruppen: Rechnungskaufleute, Datenverarbeitungsfachleute; Bürofach-, Bürohilfskräfte; Gesundheitsdienstberufe und die sozialpflegerischen Berufe zu verzeichnen.

 

Jobsharing-Positionen in den Jahren 1991 und 1996

Von den 3.434 Teilzeitpositionen im Jahre 1996 (1991: 9.039) in der „FR“ und „SZ“ wurden 47 Teilzeitstellen (1991: 218) mit der Möglichkeit eines Jobsharings ausgeschrieben; dies entspricht einem Anteil von 1,4 Prozent (1991: 2,4). Vor allem die rückläufige Entwicklung bei den Büroberufen wirkte sich auf diese Arbeitszeitform negativ aus.

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Obwohl insgesamt die Teilzeit-Stellenangebote stark rückläufig waren, konnte festgestellt werden, dass der deutsche Teilzeitarbeitsmarkt der „FR“ und „SZ“ im Bereich der hochqualifizierten Teilzeit eine Zunahme bei der qualifizierten Sachbearbeitung von 108 auf 496 Positionen aufwies. Die Anzahl der Führungspositionen in Teilzeit blieb dagegen mit 29 Positionen gleich.

 

Die hier vorgestellten Erhebungen zum Jobsharing auf dem deutschen Arbeitsmarkt können nur einen Einblick in dieses Thema geben. Wie die aktuelle Untersuchung (2016) von Joblift zeigt, werden Jobs mit der Möglichkeit eines Jobsharings immer mehr ausgeschrieben – wenn auch die Anzahl dieser Stellen im Vergleich zu den insgesamt ausgeschriebenen Jobs zurzeit noch sehr sehr gering ausfällt. Obwohl meine durchgeführten Stellenanalysen zum Jobsharing aus den 90er Jahren stammen und nicht „up-to-date“ sind, ist festzustellen: Je mehr über Jobsharing in der Öffentlichkeit diskutiert und von erfolgreichen Praxisbeispielen berichtet wird, um so mehr wird Jobsharing praktiziert und ausgeschriebene Jobsharing-Stellen werden zunehmen.

 

Unternehmen praktizieren diese Arbeitszeitform immer häufiger, wie auch die anfangs erwähnte Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigte. Allerdings finden sich dagegen kaum Jobsharing-Angebote in den Jobbörsen. In den meisten Fällen wird ein Jobsharing auf Wunsch der Mitarbeiter eingerichtet wie meine langjährige Beratungstätigkeit und die Artikel mit Fallbeispielen von Jobsharen im Internet und in den Printmedien zeigen. Sowohl Jobsharing-Interessierte als auch Beschäftigte müssen zurzeit noch Eigeninitiative entwickeln, um Ihrem Wunsch realisieren zu können. Beschäftigte im Unternehmen sind in einer besseren Ausgangslage. Für Suchende bieten sich Initiativbewerbungen und Bewerbungen auf Vollzeitpositionen an. Um die Chancen zu erhöhen, bieten sich Tandembewerbungen an.