Viele Beschäftigte und auch Wiedereinsteiger wollen gerne häufiger zu Hause arbeiten. Die Unternehmen stehen allerdings dieser Arbeitszeitform noch sehr skeptisch gegenüber oder lehnen sie ganz ab. Eine Präsenzkultur wird in deutschen Unternehmen immer noch sehr hoch angesehen und praktiziert. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland weit zurück. Deutlich höher liegt der Anteil der Beschäftigten in einem Homeoffice in Frankreich, Großbritannien oder Schweden. In den Niederlanden besteht für die Beschäftigten sogar einen Rechtsanspruch auf ein Homeoffice, sofern keine betrieblichen Gründe dagegensprechen.
Mehr Flexiblität ist gefragt
In unserer Arbeitswelt brauchen wir Modelle, die sich an den Bedürfnissen und Wünschen – sprich an den Lebensphasen – der Arbeitnehmer orientieren. Mehr Flexibilität ist die Antwort: sei es nun Job Sharing, Teilzeit oder Homeoffice. Familienfreundliche Unternehmen sind zurzeit nur gering vorhanden, die ihren Mitarbeitern verschiedene Arbeitszeitmodelle bzw. Betriebskindergärten anbieten. Auch das familienfreundliche Verhalten unter Arbeitskollegen wird häufig vermisst.
Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (Autor der Studie, DIW-Arbeitsmarktexperte Karl Brenke) arbeiten derzeit zwölf Prozent aller abhängig Beschäftigten überwiegend oder gelegentlich von zu Hause aus. Und 40 Prozent der Beschäftigten gaben an, dass auf ihrer Position die Möglichkeit eines Homeoffice machbar sei. Wie die Studie zeigt, kommt Homeoffice vor allem bei hoch qualifizierten Angestellten und Führungskräften in besonders großen Unternehmen sowie bei Beamten ab dem gehobenen Dienst in Betracht.
Ein Beispiel für eine flexible Arbeitsplatzentscheidung
Das Unternehmen Microsoft in Deutschland setzt sich für eine flexible Arbeitsplatzentscheidung seiner Mitarbeiter ein. Die seit 1998 bestehende Betriebsvereinbarung zur „Vertrauensarbeitszeit“ wird um dem „Vertrauensarbeitsort“ ergänzt. Mircosoft bietet seinen Mitarbeitern nicht nur den größtmöglichen Freiraum für die persönliche Arbeitsplatzgestaltung – ob im Büro, beim Kunden, im Homeoffice oder im Café – , sondern liefert nun auch den rechtlichen Rahmen dazu. Das Unternehmen verfolgt damit das Ziel, auf diese Weise die Innovation zu fördern und auf die Wünsche und Bedürfnisse der Mitarbeiter einzugehen. Flexibles Arbeiten wird dort schon lange praktiziert und von fast 90 Prozent der Belegschaft genutzt. Eine mitarbeiterorientierte Unternehmenskultur ist dabei der Weg zum Erfolg. Auf klare Regeln kann dennoch nicht verzichtet werden: Die Präsenzpflicht bei Teammeetings und Mitarbeitergesprächen ist für alle Beschäftigten bindend, damit das persönliche Miteinander nicht zu kurz kommt (Quelle: ad-hoc-news.de)
Job Sharing in Kombination mit Homeoffice
Wie die Untersuchung zeigt: Angestellte im Homeoffice arbeiten zufriedener und arbeiten länger als ihre Kollegen im Büro. Viele Arbeitgeber haben dies noch nicht erkannt bzw. wollen es nicht wahr haben. Dabei würde diese Arbeitszeitform vielen Müttern und Vätern entgegenkommen, die gerade erst Eltern geworden sind. Eine Kombination mit einem Job Sharing würde die Attraktivität so steigern, dass sie in kurzer Zeit – früher als geplant – in den Beruf wieder einsteigen. Die Zufriedenheit nimmt zu und das Unternehmen braucht auf seine qualifizierten Mitarbeiter nicht lange zu verzichten. Die Mitarbeiter sparen sich den Weg zur Arbeit und können die so gewonnene Zeit – zumindest teilweise – für die Arbeit einsetzen.
Weitere Vorteile eines Homeoffice sind:
- Hier herrscht deutlich mehr Ruhe als im Büro. Die Beschäftigten sind daher in der Lage, sich besser um komplexe Probleme und Aufgaben zu kümmern.
- In den eigenen vier Wänden kann man deutlich kreativer sein als in einer Bürosituation.
Verschiedene Studien kommen sogar zu dem Schluss, dass Eltern produktiver sind als ihre kinderlosen Mitarbeiter. Aufgrund des Fachkräftemangels sollten die Unternehmen Beschäftigte mit Kindern besonders im Blickwinkel haben. Die Unternehmen müssen den Beschäftigten die passenden Rahmenbedingungen anbieten, weil sonst die Gefahr besteht, dass die qualifizierten und effizienten Angestellten das Unternehmen verlassen könnten.