Unsere Wirtschaftswelt wird immer komplexer. Die Anforderungen an Unternehmen und Beschäftigte steigen. Dazu zählen: Digitalisierung, Wettbewerbsfähigkeit, demografischer Wandel, Nachhaltigkeit, aber auch die Veränderung und Folgen der Pandemie führen zu enormen Herausforderungen.

Die Arbeitswelt steht vor neuen Herausforderungen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen sich auf neue Arbeitsweisen und Aufgaben einstellen und brauchen andere Fähigkeiten als zuvor. In diesem Zusammenhang stellt Jobsharing auch eine fachliche, digitale und persönliche Weiterentwicklung aller Beschäftigten dar.

Wir brauchen mehr Agilität und eine hohe Innovationskraft. Dabei darf nicht vergessen werden, dass dieses flexible und moderne Arbeiten auch Belastungen wie beispielsweise Burnout und psychische Belastungen mit sich bringen können. Es gilt, diese bewusst zu reduzieren. Jobsharing ist ein Arbeitsmodell, das auf die Kombination von Lebenssituationen ausgelegt ist. Dies gilt bei Experten- und Fachfunktionen und insbesondere bei Führungspositionen (Topsharing: Jobsharing auf Führungsebene), die neu gestaltet werden sollten. Klassische Karrieren mit der Gefahr des Burnouts, gesundheitlicher Schäden, keine Zeit für Familienaufgaben und Freizeit passen nicht mehr in unser Denken. Dazu ist es erforderlich, Arbeit neu zu denken und verteilen.

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Was ist Jobsharing?

Jobsharing ist ein flexibles Arbeits(zeit)modell, bei dem sich zwei oder mehr Beschäftigte mindestens eine Vollzeitstelle teilen. In der Regel wird der Begriff Jobsharing verwendet, wenn ein Tandem sich die Verantwortung und Aufgaben einer anspruchsvollen Experten- bzw. Fachfunktion oder eine Führungsposition teilt.

Im Jobsharing-Modell geht es um mehr als die reine Aufteilung der Arbeitszeit. Denn Jobsharing ist eine völlig neue Art zu arbeiten. Im Fokus stehen Kollaboration, Sparring, das Matching verschiedener Kompetenzen sowie gegenseitiges Coaching und Learning on the job durch und mit dem/der Tandempartner:in. Und das bedeutet nicht nur das Teilen der Arbeitsaufgaben und -inhalte, sondern es geht auch um Anerkennung, Erfolg und Misserfolg. Und hier zeigt sich, dass in diesem Modell ein riesiges Potenzial liegt. Voraussetzung ist immer: Du bist für ein Jobsharing geeignet? Stimmt die Chemie zwischen Euch beiden? Und passen Eure beiden Persönlichkeiten zueinander? Das Jobsharing-Modell entwickelt erst in komplexen Jobs sein Potenzial: Kollaboration, Perspektivwechsel, Sparring, 4-Augen-Prinzip und Vertretung sind nur einige der Vorteile, die erst in verantwortungsvollen Positionen so richtig zum Tragen kommen. Nicht umsonst sind daher rund drei Viertel aller Jobsharing-Tandems in Führungsrollen aktiv.

Jobsharing und Generation Z: Coachen statt Ausbilden?

Generation Z (Gen Z): Die Gen Z wird auch als Digital Natives bezeichnet, da sie die erste Generation ist, die seit ihrer Kindheit mit den digitalen Technologien aufgewachsen ist. Die eigene Familie und Freunde haben oberste Priorität und die Eltern bauen eine enge Bindung zu ihnen auf. Die Familie unterstützt sich in allen Lebenslagen und bewältigt Krisen gemeinsam. Geprägt wird Gen Z vor allem von der Familie. Diese Werte stehen bei ihnen dabei im Vordergrund: Gesundheit, Freiheit, Individualität, Familie, Freundschaft, Gerechtigkeit, Diversität.

Ihre weiteren Erwartungen spiegeln sich auch in der Arbeitswelt wider. Gen Z ist es gewohnt, im Mittelpunkt zu stehen und in Entscheidungen mit einbezogen zu werden. Sie wollen unabhängig sein und achten dabei auf einen optimalen Mix aus Arbeitsleben und Freizeit. Bei der Motivation steht nicht mehr das Gehalt im Vordergrund – Selbstverwirklichung, ein gutes Arbeitsklima, Spaß am Beruf und ein passendes Arbeitsumfeld ist ihnen am wichtigsten. Außerdem nehmen interessante Projekte und wechselnde Herausforderungen langfristig Einfluss auf die Motivation. Und die digitale Vernetzung ist für die Generation Z selbstverständlich.

Einstieg ins Berufsleben mit einem Jobsharing

Für die Gen Z, die jetzt auf den Arbeitsmarkt drängt, bietet sich besonders ein Jobsharing an, weil es den Einstieg ins Berufsleben erleichtert. Wie eine Studie gezeigt hat, lässt sich die Gen Z insbesondere durch Aspekte sozialer Unterstützung gewinnen. Einige ihrer persönlichen Kompetenzen sind: Entscheiden und mitbestimmen wollen, Überforderung und Orientierungslosigkeit, häufig geringere Resilienz, usw.

In diesem Jobsharing (Einstieg) geht es primär darum, der Gen Z zunächst den Einstieg in das Arbeitsleben durch Coaching und Learning on the job mit einem:r vorhandenen Mitarbeiter:in bzw. Tandempartner:in erfolgreich zu gestalten. Mehrwerte und Synergien zu gewinnen, schließen sich dann an. Des Weiteren ist die Anzahl der Wochenstunden begrenzt, weil man nicht in Vollzeit arbeiten muss. Wie schon bereits erwähnt, ist Jobsharing eine völlig neue Art zu arbeiten und steht auch für Transformation. Es ist immer ein:e Tandempartner:in vorhanden, mit dem:r er bzw. sie zusammenarbeitet, sich austauscht, regelmäßig Feedback bekommt, sich weiterentwickelt und es entsteht ein Wissenstransfer.

Voraussetzung ist, dass der Arbeitsplatz technologisch „up-to-date“ ist und die Aufgabengebiete interessante Projekte mit wechselnden Herausforderungen umfassen und auch sinnstiftend sind. Zudem muss bei der Zusammensetzung des Tandems immer die Chemie stimmen und es sind zwei zueinander passende Persönlichkeiten zu finden. Hier ist ein Match zwischen den Charakteren, Motiven und Kompetenzen der beiden Personen angesagt.

Was bietet Jobsharing?

Erstellt: Wortwolke 24.de

Nach der Rente ins Jobsharing-Modell?

Zahlreiche Branchen leiden bereits unter Fachkräftemangel. Die Gründe dafür sind sehr unterschiedlich: Die Demografie macht sich längst bemerkbar. Im Zuge der Pandemie haben sich viele Beschäftigte aus ihren Berufen verabschiedet und sind in andere Berufsbereiche gegangen. Andere haben sich aus Unzufriedenheit und Erschöpfung vollkommen aus dem Berufsleben zurückgezogen. Viele Beschäftigte wünschen sich bessere Arbeitsbedingungen und flexiblere Arbeitszeiten.

Ein weitere Faktor kommt hinzu, dass in den nächsten 15 Jahren die zahlenmäßig stärksten Jahrgänge in Deutschland in den Ruhestand gehen. Aufgrund dieser Tatsache sollte überlegt werden: Könnten diese Personen nicht auch Teil der Lösung werden, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Seit Jahren gewinnt die Arbeit nach dem Renteneintritt zunehmend an Bedeutung. Was früher unvorstellbar war, ist die Realität heutzutage eine völlig andere. Viele Personen ab 60 Jahren möchten in ihrem Leben noch etwas bewegen. Sie möchten am Arbeitsleben gerne teilnehmen – ob angestellt oder selbstständig. Diese Gruppe bringt Energie und Erfahrung mit und möchte ihren wertvollen Erfahrungsschatz weitergeben. Ein absolutes Muss: Gegenseitiger Respekt und auf Augenhöhe sind von großer Bedeutung.

Was nicht vergessen werden darf, dass für viele Menschen die Arbeit im Ruhestand eine wirtschaftliche Notwendigkeit darstellt. Ihre Rente reicht nicht aus. Vollzeitmodelle sind selten eine Option: Bis zu 20 bzw. 25 Stunden pro Woche, mit Flexibilität, ist viele ältere Personen ideal.

Ein Jobsharing-Modell kommt hier besonders in Frage. Ein generationsübergreifendes Jobsharing (Wissenstransfer) und altersdiverse Tandems (der Altersunterschied besteht mindestens 10 Jahre) bringen viele Vorteile für das Unternehmen. Es ist bewiesen, dass Tandems und Teams mit unterschiedlichem Alter bessere Entscheidungen treffen. Arbeitgeber:innen sollten verschiedene Modelle, wie das Jobsharing, nutzen, um Mitarbeiter:innen zu halten, anstatt Ältere einfach ziehen zu lassen. Zudem könnte sich auch noch ein Talentpool für Ältere im Recruiting ergeben.

Weitere Lösungsansätze gegen den Fachkräftemangel

Fachkräftemangel entschärfen mit einem größeren Talentpool

Dank Jobsharing hat die erfolglose Suche nach Kandidatinnen und Kandidaten ein Ende. Ein größeres Angebot an Arbeitszeitanteilen spricht einer erweiterte Gruppe von Personen an, die aus unterschiedlichen Gründen weniger arbeiten und gleichzeitig sich in einem Tandem beruflich und persönlich weiterentwickeln möchten.

Mit Jobsharing Talente nutzen und entwickeln

Zwei Köpfe, vier Augen, vier Ohren. Jobsharing bringt nicht nur Know-how für das Unternehmen, auch die Teams profitieren von zwei Personen. Ein Tandem bringt die doppelte Menge an Fähigkeiten und Kompetenzen, Erfahrungen und Ideen mit. Durch Jobsharing können in derselben Rolle bzw. auf der selben Position zwei Personen mit einem umfangreichen Erfahrungsschatz an ergänzenden Eigenschaften verbunden werden. Das perfekte Tandemprofil findet ohne Abstriche bei den Anforderungen statt!

Generationen-Tandems sichern Wissenstransfer

Die Doppelbesetzung sorgt für einen höheren Wissenstransfer und -gewinn, zudem ergibt sich ein geringerer Wissensverlust bei Abwanderung. In diesem Umfeld können die Älteren ihr Wissen an die Jüngeren weitergeben und oder umgekehrt von ihnen lernen. Es entsteht ein kontinuierlicher Wissensfluss zwischen Alt und Jung. In der gemeinsamen Arbeit findet der Wissenstransfer quasi von selbst statt.

Jobsharing fördert die Kollaborationsfähigkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Kollaborationsfähigkeit ist einer der Kompetenzen, auf die es in der Zukunft maßgeblich ankommt. Transformation ist im Kern ein Kommunikationsprozess. Kommunikation und Austausch sind das A und O, was einen erfolgreichen Arbeitstag ausmacht. Im Jobsharing steckt sehr viel für die Transformation drin: Viel Gestaltungs- und Wachstumspotenzial für alle Beteiligten. Durch diese Arbeitszeitform kommt mehr Komplexität in die Organisation. Durch den intensiven Austausch in einem Jobsharing entsteht Kreativität, Innovation, Fehlerreduzierung.